Bin heute in der Berliner Filiale von Collection of Style (dem H&M-Ableger, falls ihr euch erinnert) gewesen. Der Besuch war ziemlich interessant, weil ich ernsthaft gespannt war, wie H&M seine "noble kleine Schwester" in Szene gesetzt hat. Zwar wird auf verwaltungs- und designtechnischer Ebene alles versucht, sich vom übermächtigen großen Bruder in Stockholm abzusetzen (Designbüro sitzt in London), aber wenn man den Laden betritt, hat man trotzdem das Gefühl, eine H&M-Filiale zu betreten: Es ist eng, alles hängt voll mit Klamotten und die "Kauflust-Weck-Musik" ist auch eher anstrengend. Die angebotene Kleidung allerdings unterscheidet sich schon von dem, was man von H&M bisher gewohnt ist: Alles ist irgendwie eine Nummer weniger jugendlich und dafür auf schick gemacht. Keine wilden Prints und nix ist zu "casual". Robat beschrieb das ganze als "H&M für die Elterngeneration". Stimmt soweit, obwohl auch stilbewusste Menschen jüngeren Semesters das ein oder andere Teil dort finden werden. Die Sachen sind thematisch bzw. farblich geordnet, was toll ist für Leute, die selbst kein Auge für Farb- bzw. Kombinationsmöglichkeiten haben. Alle anderen werden gelangweilt sein von einem Ständer voller Grau bzw. einem voller Blau usw. Das tut der Qualität allerdings keinen Abbruch: Die Sachen sind merklich besser verarbeitet und wirken nicht so sehr mit der heißen Nadel genäht wie die bei H&M. Wer die Stoffe mal anfässt, wird merken, dass man sich hier nicht auf die Zulieferer des Stammunternehmens verlassen hat, sondern mit Stofffabrikanten zusammenarbeitet, die beispielsweise auch Missoni beliefern. Und wer verschiedene Farben kombinieren will, der muss eben etwas rumsuchen bzw. -laufen, was aber kein Problem ist, da der Laden eher mittelgroß ist. Was die Ankündigung angeht, auch Produkte anderer Hersteller, die "zum Konzept passen", zu verkaufen, war bis auf einen €2-Fruchtriegel und ein paar Reiseführer für "hippe" Städte noch nix zu merken. Vielleicht weiß man noch nicht, was das Konzept eigentlich ist. Alles wirkt noch ein bisschen wie in der Findungsphase. Dies trifft jedoch nicht auf die Inneneinrichtung des Ladens zu: Klare Linien, Holz und kühle Farben zu warmen Holztönen. Besonders bemerkenswert ist das Hirnholzparkett. Sieht echt schick aus! Während H&M ja eher der Fast-Food-Anbieter unter den Klamottenketten ist (man geht rein, sieht was, kauft's und ist schnell wieder draußen), sollte man zu COS etwas Zeit mitbringen: Jedes Teil, das man kauft, wird zuerst in Seidenpapier eingeschlagen, z.B. Hemden werden dann noch in einen speziellen Karton gelegt, bevor das Gekaufte in eine der in unterschiedlichen Größen und Farben vorhandenen Tüten wandert. In der Zwischenzeit kann man ohne Probleme seinen Terminplaner aufräumen oder auch Sekundenschlaf halten... Die Tüten allerdings sind ziemlich cool: Zum Schutz der Sachen vor Langfingern oder so (den richtigen Grund kenne ich nicht) werden sie oben zugeklebt. Außerdem haben sie richtige Stoffträger als Henkel, die noch dazu echt cool gestreift sind! Da hat man sich ordentlich Gedanken gemacht! Nachdem man bezahlt hat, flüstert einem der Verkäufer noch entgegen, dass er einem einen schönen Tag wünsche. Nett, aber für die meisten Leute unhörbar. Wer hat denen gesagt, dass es professionell oder was auch immer wirkt, wenn man nicht in normaler Lautstärke redet, sondern alles nur flüsternd von sich gibt?! Prätentiöser Quatsch sowas! Naja, egal!
Insgesamt ein interessanter Ausflug. Man darf gespannt sein, wohin und wie sich COS noch entwickelt. Ich denke, ich werde auch ab und zu mal wieder vorbeischauen. Meine kurzen Hosen für diesen Sommer habe ich jedenfalls heute dort gekauft und bin bis jetzt sehr zufrieden mit ihnen...
Die Zeit wird zeigen, ob COS sich etablieren bzw. halten kann. Die richtigen Ansätze sind zumindest erkennbar.
7 Kommentare:
sagte ich "elterngeneration"?!
da liefen ja fast nur großeltern rum ... fand ich ;)
na, das stimmt nun aber nich, du alte unke! :-P
und: immerhin nenne ich dich beim namen und nenne dich nicht "meinen gast"! ;-)
haben die da auch schuhe??? und so business kleidung im london, rushhour style????
hab mir gestern übrigens die genialsten roten gummi-stiefel ever gekauft - kommt davon wenn man in ne gegend zieht wo's ständig regnet-
geil! rote gummistiefel! ja, die haben schuhe, aber nich viele und auch nur so schicke, die man zum kleid bzw. anzug anzieht! guck doch mal auf der website unter "accessories"!
und ja, es is ziemlich straight und businesslike!
kleiner nachtrag: COS wirkt schon deshalb erwachsener als H&M, weil die keine solch albernen preise haben wie €24,90, sondern "runde" preise wie z.B. €39 oder so! das wirkt gleich irgendwie weniger ramschig! clevere idee also! ;-)
wie heißt es so schön:
retail is detail...
ich liebe deine schilderungen die tüten und die einrichtung betreffend... du hast echt ein auge fürs detail ;-)
vielen dank für die blumen!
leider nur ersäuft man die netten details bei cos mit der fülle an klamotten, da wäre etwas reduktion auf das wesentlich echt nich schlecht, aber das hab ich ja schon gesagt!
Kommentar veröffentlichen